Eine neue Methode zur Anforderungsermittlung

Seeing, um das Arbeitsumfeld zu betrachten

Erst durch das Bewusstwerden der Muster der Vergangenheit ist der nächste Schritt zum Seeing (Hinsehen) möglich. Dabei ist es wichtig, eine Außensicht einzunehmen, um die Realität wahrzunehmen. Gleichzeitig wird die Wahrnehmung genauer. Das bedeutet aber auch, bewusst die gewohnten Gedankenmuster zurückzuhalten und mit offenen Augen hinzusehen. Auf diesem Weg vom Downloading zum Seeing sind nach Scharmer drei Prinzipien hilfreich:

„… (1) Frage und Intention klären, (2) zu den wichtigen Kontexten hingehen und (3) innehalten und alte Urteils- und Denkgewohnheiten zurückhalten.“ (Scharmer, 2011)

Die Frage- und Aufgabenstellung muss geklärt sein, bevor man sich in den spezifischen Kontext des Problems begibt. Bewusstes Innehalten verhindert den Rückfall in alte Denkmuster. Mit Staunen soll auf die Wirklichkeit hingesehen werden.

Für die U-Methode heißt dies, die Umgebung, in der das Informationssystem zum Einsatz kommt (spezifischer Kontext), wird betrachtet. Auf die relevanten Stakeholder und deren Abläufe wird vorurteilsfrei und neutral geblickt (innehalten). Durch die Sicht von außen, das heißt, durch die verwendeten Beobachtungswerkzeuge, kommt es zu neuen Erkenntnissen und Verständnis für die Stakeholder. Wobei es wichtig ist, die Fragen, die sich aus dem Downloading ergehen haben, vor der Beobachtung festzuhalten (Klärung der Fragestellung).

Psychologisch betrachtet muss der Beobachter zwischen Beobachtung und Vermutung unterscheiden und sich von vorgefassten Meinungen lösen können. Diese Meinungen beeinflussen die Beobachtung, indem sie für eine selektive Wahrnehmung sorgen.

Vorab ist zu überlegen, wie lange und wie viele Stakeholder in deren Arbeitsumfeld besucht werden. Dies hängt vom jeweiligen Projekt ab, es gilt die Maxime: „So wenig wie möglich, so viel wie nötig“. (Hruschka/Rupp/Starke, 2004)

Nach dem Sammeln von Informationen aus der Vergangenheit und der Außensicht kommt es jetzt zur Betrachtung von innen. Die Perspektive wird gewechselt.

Verwendete Literatur:
Ballreich (2004)
Bohm (1998)
Hruschka/Rupp/Starke (2004)
Lewin (1982a)
Scharmer (2011)