Presencing ist der tiefste Punkt im U und stellt den Wendepunkt im U-Prozess dar. Der Weg dahin führt von außen nach innen, um anschließend wieder mit verändertem Bewusstsein nach außen aktiv zu werden. Dieser Übergang ist möglich durch das Öffnen des Willens.
Das Wort Presencing setzt sich aus sensing (spürend, fühlend, wahrnehmend) und presence (Anwesenheit, Gegenwart) zusammen. Es geht um die Wahrnehmung, das Erspüren zukünftiger Möglichkeiten und den Transfer des dabei Entstehenden in die Gegenwart. Scharmer nennt es
„… eine Bewegung, in der wir unserem Selbst aus einer entstehenden Zukunft heraus begegnen.“ (Scharmer, 2011)
Diese Zukunft ist aber kein
„… Jetzt, das, noch nicht »wirklich« geworden, einmal erst sein wird, sondern die Kunft, in der das Dasein in seinem eigensten Seinkönnen auf sich zukommt.“ (Heidegger, 2006)
In Zukunft steckt das mhd. Wort kunft mit der Bedeutung von „… das kommen, die zukunft, die ankunft (sic!) ...“ Das Wort Zukunft enthält also implizit das Entstehende in Form des Kommens in seiner Bedeutung.
Ist der Weg zum Presencing geglückt, ist der Zugang zur inneren Quelle als Ort der Kreativität und des Wissens möglich. Scharmer setzt dies auch mit künstlerischen Prozessen gleich. Das Loslassen alter Denkmuster ermöglicht erst Kreativität, dies ist die Aufgabe der linken Seite im U.
Hier ist der Verknüpfungspunkt zur U-Methode. Presencing ist der Ort der Kreativität, wo neue Anforderungen mit kreativen Werkzeugen entstehen. Der bisherige Weg hat die Voraussetzungen dafür geschaffen, indem mit einem geänderten Bewusstsein Anforderungsermittlung betrieben wird.
Der Requirements Engineer muss über kommunikative und empathische Fähigkeiten verfügen, da diese für Kreativität erforderlich sind. Kreativität wird als sozialer Prozess verstanden. Die Zusammenarbeit mit Stakeholdern fördert das kreative Potential.
Nach dem Öffnen des Zugangs zur inneren Quelle kristallisiert sich langsam das sich Entwickelnde in der Realität.
Verwendete Literatur:
Bornemann (2012)
Heidegger (2006)
Lexer (1986)
Nöllke et al. (2012)
Scharmer (2011)
von Lüpke (2009)